MARAUDER

Tests und Berichte

1950 - 1952

 

In einem Artikel "Marauder" schreibt die schweizerische "Automobil Revue" über den Wagen und eine Testfahrt.

Quelle: Automobil Revue (Schweiz), Ausgabe 36 vom 16. August 1950

Marauder - Ein sportlicher, aus dem Rover 75 entwickelter, schneller Reisewagen für 3 Personen

England, das klassische Land der Sportwagen, bringt von Zeit zu Zeit immer wieder ein Fahrzeug hervor, das den automobiltechnischen Alltag unterbricht. Sehr oft stehen hinter solchen Unternehmen junge Leute, die durch Enthusiasmus ersetzen, was ihnen an materiellen Mitteln abgeht.

Eine solche „neue“ Firma ist die Wilks, Mackie & Co. Ltd. bei Birmingham, die anfangs des Jahres gegründet wurde, um einen Sportwagen unter der Bezeichnung ‘Marauder’ (= ‘Räuber’) zu bauen. Sie basiert dabei weitgehend auf dem Rover 75, einem renommierten Mittelklassewagen, dessen gegengesteuerter Sechszylindermotor von hoher Leistung jeden Freund des modernen Motorenbaues zu Entwicklungsarbeiten anspornen muss. Die Leiter der kleinen Firma haben letztes Jahr von sich reden gemacht, als sie aus einer gewöhnlichen Rover-Limousine einen Rennwagen entwickelten, der an verschiedenen kleineren Sportanlässen gut abschnitt.

Wie die Abbildungen (Hinweis: nicht übernommen) zeigen, ist es den Leuten, die den ‘Marauder’ entwickelten, gelungen, einen Wagen zu bauen, der punkto Linie und äusserem Aussehen unter den englischen Wagen eine neue Richtung einschlägt. Als zwei- bis dreisitziger Reisewagen mit hohem Geschwindigkeitspotential gedacht, gehört er zu den aus normalen Konstruktionen abgeleiteten sportlichen Versionen, die ohne allzu grosse Kosten dennoch den Wünschen der kleinen Minderheit von Automobilisten entsprechen, die am Fahren selbst Freude haben. Vom Rover 75 wurde der Motor und die Kraftübertragung übernommen. Durch Erhöhung der Verdichtung von 7,2 : 1 auf 7,6 : 1 ist die Höchstleistung des 2,1-Liter-Sechszylindermotors von knapp 75 auf etwa 80 Brems-PS gestiegen. Das Getriebe wird von einem kurzen Mittelschalthebel links neben dem Fahrer aus geschaltet, und an die Stelle des Freilaufs tritt ein Klauenschnellgang mit einem Übersetzungsverhältnis von 1,44 : 1. Der Motor liegt wesentlich weiter hinten im Chassis als beim Rover, da die Karosserie nur eine Sitzreihe besitzt. Der Radstand wurde von 2,82 m auf 2,59 m verkürzt. Die Hinterradaufhängung mit starrer Achse und Halbelliptikfedern sowie die Einzelradaufhängung vorne (lange Dreieckslenker und Schraubenfedern) stammt ebenfalls von Rover.

Obwohl die Karosserie als offener Roadster gebaut wurde, besitzt sie ein ungewöhnlich gut schliessendes Verdeck.Ihre Instrumente und Armaturen sind ähnlich angeordnet wie beim Rover, doch sind an Stelle der rechteckigen Zifferblätter solche in runder und übersichlicherer Form verwendet. Die Sitzanordnung, die Lage des Lenkrades und der Bedienungshebel folgen der üblichen Bauweise bei sportlichen Fahrzeugen, doch ist die Karosserie luxuriös gebaut und sorgfältig ausgearbeitet. Die Linienführung des Wagens ist ausgezeichnet geraten, und die Karosserie wirkt durch die Betonung des horizontalen unteren Abschlusses lang und niedrig. Einige Pressteile der normalen Rover-Karosserie konnten ohne Änderungen verwendet werden.

Der ‘Marauder’ ist der englischen Öffentlichkeit gestern Dienstag vorgeführt worden. Die ‘AR’ hatte Gelegenheit, mit dem ersten Exemplar der neuen Marke auf schweizerischen Strassen eine Probefahrt über etwa 150 km durchzuführen. Dabei erwies sich der niedrige und wendige Zweisitzer als ein sportliches Fahrzeug mit sehr guten Fahreigenschaften. Der Zweilitermotor verleiht dem Fahrzeug ein gesundes Temperament, und die Reisegeschwindigkeit zwischen 100 und 120 kmh wird rasch erreicht. Der Motor scheint eher noch drehfreudiger als im Tourenwagen, so dass im zweiten und dritten Gang Geschwindigkeiten von fast 80, bzw. über 100 kmh (nach Zähler) erreicht werden können. Die Höchsgeschwindigkeit dürfte zwischen 145 und 150 kmh liegen. Der Schnellgang erlaubt eine beträchtliche Reduktion der Drehzahl; so dreht der Motor bei einer Geschwindigkeit von 125 kmh nur mit 3000 Touren/min. Die direkte und präzise Lenkung, die hervorragende Übersicht über die Strasse sowie die rasche Beschleunigung stempeln den ‘Marauder’ zu einem besonders in gemischtem Terrain schnellen und beweglichen Fahrzeug.

Die Firma, die mit kleinen Mitteln beginnt, wird zunächst eine Vorserie von 10 Fahrzeugen bauen, um 1951 etwa auf 50 Wagen zu kommen. Für später ist eine Erhöhung des Hubvolumens auf etwa 2,6 Liter geplant, welche die Bremsleistung auf rund 100 PS steigern wird. Der Verkaufspreis des Wagens beträgt in England ohne Steuern 950 £

 

© 2021-2025 by ROVER - Passion / Michael-Peter Börsig