ROVER P2

Produktion

1945 - 1948

P2 vo Werk Solihull Wie Perlen an der Schnur stehen fertiggestellte ROVER 'P2' vor der Verwaltung des neuen Rover-Werks Solihull.

 

Über die Produktion bei ROVER gibt es nur wenige Berichte, deshalb wollen wir Ihnen diesen Bericht aus dem "Export Trader", Ausgabe Januar-Februar 1947, nicht vorenthalten. Der Nachkriegs-P2 entsteht im neuen Werk Solihull, da das Werk in der Helen Street im Krieg zerstört und später verkauft wurde. Solihull ist eine ehemalige "Schattenfabrik", die von ROVER während des Krieges geleitet wurde.

Moderne Fabrik für Rover Automobile
Qualitätsproduktion auf modernsten Anlagen im neuen Werk

Autor: R. H. Thomas

Qualität ist seit jeher ein Merkmal, für das die britische Handwerkskunst auf der ganzen Welt bekannt ist. In den ruhigeren Tagen der vergangenen Jahrhunderte setzte das Geschick des Arbeiters einen handwerklichen Standard, der noch heute in vielen exquisiten Beispielen zu sehen ist.

Quantität gepaart mit Qualität findet sich heute in den Produkten der britischen Automobilhersteller, äußere Ästhetik kombiniert mit innerer Vollendung und einem hohen Maß an mechanischer Perfektion.

Das Erreichen dieses hohen Niveaus ist das direkte Ergebnis sorgfältiger Planung und Liebe zum Detail bei jedem Produktionsschritt, von der Konzeption des Wagens auf dem Reißbrett bis zur Auslieferung an den Kunden.

Während des Krieges wurden die Produktionskräfte, die bis dahin Automobile produzierten, an anderen Arbeitsplätzen benötigt und viele Fabriken wurden durch feindliche Aktionen zerstört oder beschädigt. Während dieser Zeit wurden Maschinen stillgelegt oder bis an die Grenzen des Machbaren genutzt, und einige Unternehmen standen bei Kriegsende vor der Herausforderung, neue Räumlichkeiten zu finden, neue Anlagen zu installieren und einige der alten zu überholen sowie Arbeitskräfte für den Betrieb der Anlage zu beschaffen.

Das war auch die Aufgabe der Rover Company Ltd., Meteor Works, Solihull, Birmingham, und heute ist die Fabrik in Solihull ausschließlich mit der Herstellung von Autos beschäftigt, deren Qualität weithin bekannt ist. Das neue Rover-Werk ist in seiner jetzigen Form ein gutes Beispiel für die moderne Planung einer zeitgemäßen Fertigung. Handwerkskunst bleibt, aber die Methoden verkörpern das Beste aus der Praxis des 20. Jahrhunderts.

In Coventry wurde die alte Rover-Fabrik während des Krieges schwer beschädigt und nach Beendigung der Feindseligkeiten wurde eine neue Fabrik für Karosseriebau und Fahrgestellmontage benötigt, und es wurde beschlossen, die Shadow-Factory Nr. 2 in Solihull zu beziehen. Im Mai 1945 lief in dem Werk, in dem sich auch einige tausend Bearbeitungsmaschinen befanden, noch die Produktion von Flugzeugtriebwerken. Die Machine Tool Control verkaufte die Maschinen, die dann entfernt werden mussten, und der interne Luftschutzraum für 6.000 Menschen wurde abgerissen. Im Juni 1945 begannen die Werksumbauten, und im Dezember desselben Jahres liefen die ersten Rover-Wagen der Nachkriegszeit vom Band. Trotz der zügigen Ausführung der Arbeiten ist die Ausstattung der Fabrik ein gutes Beispiel für die Gestaltung der modernen Produktion.

Während der gesamten Montage sind die Linien und die Materialzufuhr perfekt aufeinander abgestimmt, alle Laufschienen für Karosseriebau, Karosserielackierung, erste und zweite Ausstattungslinien, Chassislinie, erste und zweite Montagelinien sowie erste und zweite Lackierlinien sind durch einem gemeinsamen Takt verbunden.

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Links: Die Motoren werden aus dem zentralen Lager entnommen und auf Anlieferungswagen gesetzt. Rechts: An separaten Arbeitsplätzen werden angelieferte Front- bzw. Heckscheiben und Seitenfenster geprüft und kleinere Schäden auspoliert.

Baugruppen wie Motoren und Hinterachsen werden in einem anderen Rover-Werk gefertigt und an die verschiedenen Lager geliefert. Alle eingehenden Lieferungen werden vor der Übergabe an die Montagelinien einer gründlichen Prüfung unterzogen. In einer Ecke befindet sich eine kleine Anlage zum Auspolieren von Fehlern an Fenstern und Frontscheiben.

Die Motoren werden auf einer speziell konstruierten Rampe gelagert und einem Entnahmestapler zugeführt. Die Entnahme eines Aggregates durch den Stapler löst eine Sperre aus und die Reihe der Aggregate fährt nach unten, bis der nächste Motor zur Entnahme bereit steht.

Mit Ausnahme von Schrauben und Muttern, die in loser Schüttung an die Linien ausgegeben werden, wird das gesamte Material der Montage durch ein System von fahrplanmäßigen Ausgabewagen zugeführt, die sich separat aber synchron zur Chassis-Montagelinie bewegen. Zwei miteinander verbundene Wagen transportieren das gesamte für die Montage benötigte Material und fahren am Ende der Linie zu den Ausstattungslägern, um dort die Ausstattungslinie und wieder zurück in die Fließbandläger zu befördern. Durch diese Nutzung der Fahrzeuge werden Zeit und Platz gespart.

Zu Beginn der Chassis-Montagelinie werden die Rahmen auf Trolleys montiert, eine Vorrichtung abgesenkt und alle notwendigen Löcher gebohrt. Gegen Ende der Produktionslinie werden Kühler und Kotflügel montiert, und nach Fertigstellung wird das Chassis auf die Karosseriemontagelinie übertragen.

KarosserieschweissenEiner der Karosserie - Schweißplätze

Die Karosserieteile kommen von außen dazu und werden in einer Vorrichtung montiert und verschweißt. Über der Linie befindet sich eine Kabine, in der die Karosserie auf Rost geprüft wird. Die Karosserien werden sorgfältig verputzt, verspachtelt und alle Öffnungen individuell korrosionsgeschützt.

 
P2 Saloons vor der Lackierung Die Lackierstrassen
Links: 'P2' - Saloons werden für die Lackierung vorbereitet. Motorhaubenteile und Kotflügel werden separat lackiert. Rechts: Die modernen Lackierstraßen.
 

Auf der einen Seite der Fabrik befindet sich eine sehr moderne Lackiererei. Die Karossen werden entfettet, getrocknet und anschließend mit einer ersten Füller- und Grundierschicht versehen. Alle Feilspuren werden von Hand gefüllt, abgeschliffen und die Karosserie nach der zweiten Grundierung durch den zweiten und größten Ofen geschleust. Insgesamt gibt es fünf Farbspritzkabinen und jede Schicht wird gut getrocknet, was zusammen mit den Vorarbeiten ein hervorragendes und dauerhaftes Finish ergibt.

Motorhaubenseiten, Motorhaubendeckel und Kotflügel werden separat behandelt, alle Einzelteile werden gebondert, beschichtet und anschließend in speziellen Lackieranlagen lackiert.

Nach dem Lackieren werden die Karosserien auf der ersten und zweiten Ausstattungslinie komplettiert und dann mit dem Chassis auf der ersten der beiden Montagelinien verheiratet. Nach dem Verlassen der zweiten Montagelinie geht es weiter in die Test- und Prüfsabteilung und von dort in die Endkontrolle.

In allen Phasen ist die Kontrolle sehr wichtig. Im Vergleich zur geplanten Produktion ist die Fabrik nicht zu groß, aber durch sorgfältige Planung wurde jede verfügbare Fläche genutzt und so kann man sagen, dass in der Rover-Fabrik Qualität und Quantität gekonnt vereint wurden.

 
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Links: Auf solchen Anlieferungswagen werden die separat lackierten Karosserieteile und der Motor angeliefert. Rechts: In der Endfertigung warten die Wagen auf die letzte Komplettierung (z.B. Hauptscheinwerfer).

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