ROVER 3 hp

Vergaser

1904 - 1906

 

In diesen frühen Jahren versuchte jeder Motorenhersteller, die nötigen Komponenten selbst zu erfinden. Es dauerte einige Jahre, bis sich spezialisierte Firmen für die wichtigen Komponenten herausbildeten. In diesen Werdegegang gehört auch der so genannte ROVER - Vergaser, den Edmund Woodward Lewis - der Konstrukteur des ROVER 8 h.p. - erfunden und zum Patent angemeldet hatte. Er wurde von der Rover Cycle Co., Ltd., hergestellt und daher als ROVER - Vergaser angepriesen.
Das ROVER 3 h.p. Motorrad war mit der kleinsten Variante ausgestattet.

Da alte Technik immer fasziniert, stellen wir den ROVER - Vergaser im Detail vor.

1904 ROVER Vergaser für das 3 hp Motorrad Die Abbildung zeigt einen Längsschnitt durch den ROVER - Vergaser des Imperial Rover 3 h.p. Motorrades

Legende
ASchwimmer-KammerDTreibstoff-DüseGEntleerungsstopfen
BVergasergehäuseEMischkammerHLuftöffnungen
CKegelschliffstopfenFDrosselklappenIKolbenstange

Das Magazin The Autocar“ vom 2. April 1904 berichtet über den ROVER - Vergaser:

In den letzten zwölf Monaten hat sich der Automobilingenieur nach besten Kräften mit der Frage der Gemischbildung beschäftigt, was dazu führte, dass der am Automobil und seinen Antriebsmitteln bzw -methoden interessieren Öffentlichkeit eine Vielzahl neuer Geräte vorgestellt wurde. Übrigens kann man sagen, dass das Aufgreifen jedes Problems des Automobils auf diese Weise zweifellos eine Methode ist, die das Auto über den Bereich der praktischen Erfindung hinausbringt, so dass jede neue Entdeckung weitere Fortschritte ermöglicht.

Um auf unser Thema zurückzukommen, zeigt die Abbildung das Schnittbild eines neuen automatischen Vergasers, der von Herrn E. W. Lewis entworfen wurde und "Rover" genannt wird, der von der Firma Rover Cycle Co. aus Coventry hergestellt wird. Das Prinzip ist bis zu einem gewissen Grad neu, indem nicht nur die Zufuhr zusätzlicher Luft geregelt wird, sondern auch deren Vorbeiströmen an der Treibstoffdüse in Menge und Geschwindigkeit.

Nach der Zeichnung ist A die Schwimmerkammer, die wie üblich aufgebaut ist. B ist der Vergaserkörper, der den Mechanismus für die automatische Wirkung enthält. Dieser ist so konstruiert, dass eine Trennwand zwischen der Strahlkammer und der darüber liegenden Mischkammer vorhanden ist. Der Körper B enthält eine Messingauskleidung, die für die Aufnahme des Kegels C präzise gebohrt ist und deren oberer Teil am Kolben E mit einer einzigen Ringdichtung an seiner Unterkante befestigt ist.

Schnittmodell des ROVER - Vergasers 1904

E ist in der Buchse frei beweglich und wird mit dem Stopfen C verschraubt, wobei die beiden mit einem Stift quer zum Stopfen an der Stange I befestigt sind und durch die Buchse im Vergaserdeckel geführt werden. Der Kolben E hat dreieckige Luftöffnungen H, die für ihren Zweck sehr exakt dosiert sind. Der Kegelschliffstopfen C ist schwer, und die Schwerkraft ersetzt die übliche Feder, um Kegel und Kolben in ihre normale Position zu bringen, in der sie dargestellt sind. Durch den Stopfen C werden die schrägen radialen Löcher gebohrt, von denen es sechs Reihen gibt, wobei jede Reihe mehr Löcher als die darüberliegende enthält. Man erkennt, dass die beiden oberen Reihen über dem Niveau der Düse D liegen und sich in die Mischkammer zwischen dem Kolben E und dem Boden der Laufbüchse öffnen.

Bei laufendem Motor hebt der Druckabbau bzw. Unterdruck in der Mischkammer den Kolben E und den dazugehörigen Kegel C an und vergrößert so die drei proportionalen Abmessungen des Vergasers, nämlich die Anzahl der Löcher oder, wenn die Differenz gering ist, lediglich die Fläche der Löcher unmittelbar unter der Auskleidung, durch die Luft an der Düse vorbeigezogen wird; die Querschnittsfläche der Öffnung zwischen der Düse und den Wänden des Stopfens, durch die die Ausgangsluft strömen muss; und schließlich die Fläche der zusätzlichen Öffnungen bei H und damit die Menge des Gemisches, die durch die vier dreieckigen Öffnungen gesaugt wird, die die Fläche des Auslasses zum Motor im Verhältnis zu seiner Drehzahl vergrößern. So verteilt sich ein Druckunterschied sofort in eine Vakuumbilanz, die sich direkt auf das Volumen der dem Vergaser zugeführten Luft und darüber hinaus auf die Geschwindigkeit, mit der diese Luft zugeführt wird, auswirkt.

Damit gleicht der Vergaser nicht nur die Zufuhr von Benzin und Luft exakt aus, sondern korrigiert auf einfache und effiziente Weise den bei fast allen Vergasern vorkommenden Venturirohr-Effekt, der so oft den unbestimmten Faktor des Versagens einer perfekten Automatik bildet. Dieser Vergaser hat den großen Vorteil, dass er völlig unabhängig von einer Feder ist, da die Schwerkraft den Auftrieb des Regelkolbens E begrenzt. Aus den vorliegenden Berichten geht hervor, dass dieser Vergaser über besondere Anpassungsfähigkeiten verfügt, da der Lauf von Motoren ganz anderer Bauart durch seinen Einsatz erheblich verbessert wurde.

Der ROVER Vergaser wird in drei Größen angeboten:
No. 1, für Motoren von 15 bis 25 h.p. | No. 2, für Motoren von 5 bis 15 h.p. | No. 3, für Motorrad-Motoren bis 5 h.p.

Edmund Woodward Lewis, (1870-1941), war Chefkonstrukteur bei Daimler, bevor er zu ROVER kam. Er konstruierte den 8 hp, fuhr bei der Tourist Trophy 1907 einen Sieg ein und ging zur Deasy Motor Car Manufacturing Co.. Er wird beschrieben als "großer, dünner, dunkler Kerl, der wusste, was er wollte und entschlossen war, es zu bekommen."

Der Venturi-Rohr-Effekt Das Herzstück eines Vergasers ist der Venturi. Das ist ein verengtes Rohr, durch welches die Luft in den Motor angesaugt wird. Wenn Luft durch dieses Rohr strömt, wird die Fliessgeschwindigkeit bei der Verengung erhöht, damit die selbe Menge Luft am anderen Ende wieder austritt. Diese Erhöhung der Fliessgeschwindigkeit resultiert in einer Reduktion des Druckes und der Druckunterschied zwischen dem Venturi und der umliegenden Kammer führt zu einer Umlagerung eines Fluidums von Hochdruck zu Tiefdruck (Vakuum) im Venturi. (Bernoulli Effekt).

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