Robert Louis Jefferson, in England eingebürgerter Amerikaner, war zunächst als Radrennfahrer bekannt geworden. Etwas später unternahm er abenteuerliche Radreisen durch Europa bis Konstantinopel, nach Moskau, durch Sibirien und nach Khiva. Näheres dazu enthalten unsere Fahrrad - Seiten. 1907 wiederholte er seine Reise in die Türkei mit einem ROVER 8 hp - deshalb erwähnen wir ihn hier. In den Folgejahren unternahm er weitere Reisen mit dem Rover 8 hp. Leider sind hierüber nur wenige Aufzeichnungen vorhanden.
Zwei Artikel, der eine aus einer australischen Zeitung, der andere von einer südafrikanischen Website, beleuchten sein Leben und Wirken. Wir geben sie hier in freier Übersetzung wieder.
EIN RADFAHRER DER WELT - MR. R. L. JEFFERSON, F.R.G.S., TOD IN MELBOURNE
Am Montagabend, kurz vor Mitternacht, starb Mr. Robert L. Jefferson, F.R.G.S., Vertreter der Wolseley Motor Company, im Alter von 46 Jahren. Der Tod ereignete sich in Menzies' Hotel. Mr. Jefferson war kürzlich aus England eingetroffen und befand sich auf einer Weltreise im Interesse seiner Firma. Vor etwa einer Woche wurde er sehr krank, und sein Tod war auf Blutungen der Lunge zurückzuführen. Der verstorbene Gentleman hatte eine anstrengende und abwechslungsreiche Karriere, zunächst als Radsportler und dann als Automobilist. Er war von 1886 bis 1892 ein führender Rad-Rennfahrer.
1894 unternahm er auf einem normalen Fahrrad eine Reise von London nach Konstantinopel. Dies war das erste Fahrrad in Konstantinopel. Es wurde zu einer so großen Sensation, dass der damalige Sultan, Abdul Hamid, seinen Untertanen das Fahren solcher Maschinen verbot, da sie unmoralisch und gefährlich seien.
Im darauffolgenden Jahr, 1895, startete Mr. Jefferson den Versuch, den Rekord für die längste Fahrt auf einem Fahrrad zu erlangen. Im Jahr zuvor hatte der berühmte Franzose Charles Terront einen Rekord aufgestellt, indem er von St. Petersburg nach Paris fuhr - 2.000 Meilen in 21 Tagen. Diesen Rekord wollte Mr. Jefferson übertreffen, indem er innerhalb von 50 Tagen von London nach Moskau und zurück fuhr - eine Entfernung von 5.000 Meilen. So fuhr er durch die Niederlande, Deutschland, Polen und Russland bis Moskau und zurück. Nach 49 Tagen und 8 Minuten kehrte er nach London zurück.
Während er in Russland war, schlugen ihm einige Freunde vor, mit dem Fahrrad durch Sibirien zu fahren. So kam es im nächstes Jahr, 1896, zu einer Fahrradtour, die so noch nicht stattgefunden hatte. Er beabsichtigte eine Radtour von London nach Irkutsk, der Hauptstadt Ostsibiriens, mit einer Gesamtdistanz von 10.000 Meilen. Auf dieser Reise musste er die gefürchteten russischen Steppen und Wüsten überwinden. Einer dieser Steppenabschnitte, die Mr. Jefferson durchqueren mußte, erstreckte sich über 1.200 Meilen. Auf der Strecke gab es keine Städte oder Dörfer, einzige Orientierungsmöglichkeit waren die Telefonleitungen. Er musste genug Essen und Wasser mit sich führen, um einen Zeitraum von mehreren Tagen überbrücken zu können. Auch diese Fahrt wurde erfolgreich abgeschlossen.
Mr. Jefferson begab sich im folgenden Jahr, 1897, auf der Suche nach Gold in die Nordmongolei. Er überquerte die Sayan-Berge und drang in ein Land ein, das zuvor kein Weißer betreten hatte. Für diese Leistung wurde er zum 'Fellow' der Royal Geographical Society gewählt.
Im Jahre 1898 entschied sich Mr. Jefferson für die Wiederholung der berühmten Reise des Colonel Fred. Burnaby, der 1873 nach Khiva gereist war. Allerdings nahm Jefferson für diese Reise wieder das Fahrrad, während Colonel Burnaby zu Pferd gereist war. Wieder durchquerte er die russische Steppe bis Turgai in Turkestan. Er durchquerte dann die Wüste von Kizil Kum und traf schließlich in Khiva ein, wo er vom Khan empfangen wurde.
Damit endete Mr. Jefferson's Radsportkarriere. Er wandte sich dem Autofahren zu und seine erste wichtige Fahrt erfolgte 1905, als er seine Reise von London nach Konstantinopel und zurück (in einem ROVER 8hp) wiederholte. Er folgte der gleichen Route, die er mit dem Fahrrad gewählt hatte, und fuhr als erstes Automobil in Konstantinopel ein. Zunächst verweigerte der Sultan die Einfahrt in die Stadt, da Automobile in der Türkei verboten waren. Dank der Bemühungen des damaligen britischen Botschafters Sir Nicholas O'Connor wurde schließlich erlaubt, dass Jefferson auf türkischem Boden fahren durfte.
Zwei Jahre später fuhr er die Grand Trunk Road in Indien von Peshawur bis Kalkutta. Nachdem er alle Teile Indiens durchfahren hatte, durchquerte er Burma, die Straits Settlements, Java, Siam und Ceylon. Von Ceylon aus setzte er nach Südafrika über. Und da noch kein Automobil von Durban über die Drakensberge nach Johannesburg gefahren war, beschloß er, diese Fahrt zu unternehmen. Dies wurde als fast unmögliche Leistung angesehen, aber Mr. Jefferson schaffte diese Fahrt. Als nächstes beschloß es, den Rekord für die Automobilfahrt zwischen Johannesburg und Kapstadt, der für diese Strecke von 1.500 Meilen damals bei 11½ Tagen lag, zu brechen. Und es gelang ihm, diesen Rekord um 2 Tage zu unterbieten.
1909 bereiste Mr. Jefferson Kanada und die Vereinigten Staaten, von Montreal bis zur Pazifikküste, Ende 1911 besuchte er erstmals Australasien. Nach einer dreimonatigen Reise durch Neuseeland setzte er nach Sidney in Australien über und erreichte im Januar 1912 Melbourne. Nach der Tour durch das gesamte Commonwealth fuhr er durch Südamerika, bevor er Anfang diesen Jahres für mehrere Monate Pause nach England zurückkehrte.
Danach begab er sich erneut auf Weltreise, die am letzten Montag so plötzlich zu Ende ging.
Quelle: The Argus, Melbourne, Wednesday September 2nd, 1914
ROBERT L. JEFFERSON
Die erste Fahrt, die sich in Afrika als Überlandreise qualifizieren konnte, wurde von einem Briten namens Robert L. Jefferson unternommen. Den ersten pferdelosen Kutschen auf den Fersen, machte er sich 1907 mit einem Einzylinder-Rover auf den Weg - die Art Veteranenwagen, die man jeden November von London nach Brighton fahren sieht. Hohe Räder, ein 8-PS-Motor von der Größe eines Rasenmähers und mit so wenig Platz, dass sich die Werkzeuge in einer kleinen Box unter den Fußbrettern befanden - der Rover war ein ungewöhnliches Fahrzeug, um Afrika zu erobern.
Jefferson war kein hirnrissiger Exzentriker. Er folgte der Therorie, dass er anstelle eines schweren Automobils, das dann auch schwere Achsen, schwere Räder und ein schweres Fahrwerk benötigt, mit der "travel light is best" - Mentalität besser bedient sei. Er wollte ein Auto, das er alleine schieben konnte. Notfalls könnten wenige Einheimische ihm helfen, ihn durch schwieriges Gelände zu ziehen. Und für kleine Motoren mußte weniger Benzin transportiert werden.
Anfang 1907 - im selben Jahr wie Prinz Borghese und seine vier Rivalen von Peking nach Paris fuhren - machten sich Jefferson und der südafrikanische Automobilpionier Frank Connock mit dem Rover auf den Weg von Durban über Johannesburg nach Kapstadt. Es war nicht die erste Durchquerung des afrikanischen Kontinents, aber die Reise dauerte 16 Tage, und zu jener Zeit hatte kein anderer Autofahrer eine so lange Fahrt gewagt.
Jefferson hatte seine Theorie des möglichst leichten Reisens bereits bewiesen, indem er als erster Automobilit überhaupt quer durch Europa fuhr - wiederum in seinem 8 PS starken Einzylinder-Rover. Mehrere Fahrer hatten dies schon versucht, waren aber an den Ziegenpfaden in den Bergen Bulgariens und Rumäniens gescheitert. Doch 1905 machte er sich mit Ersatzreifen und minimalem Gepäck vom Büro der Zeitschrift The Autocar in Coventry auf den Weg, schaffte es durch den Balkan und wurde so zum ersten Fahrer, der Konstantinopel (Istanbul) erreichte. Er kehrte nach Hause zurück und wurde als Held begrüßt.
Quelle: Africa's Motoring Pioneers and Record Breakers
http://www.africarecordrun.com/history.html
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