ROVER 'SD1'

Die Entwicklungsgeschichte

1976 - 1986

ROVER SD1 Entwicklungsteam
 

Das Entwicklungsteam für den ROVER 3500, wie der SD1 offiziell heißt, stellt sich voller Stolz neben seinem Produkt auf.

Rechts vorn steht Spencer King, Director of Engineering and Product Planning, Leyland Cars. Am vorderen Kotflügen steht David Bache, Director of Styling, Leyland Cars. Auf dem Vordersitz: Gordon Bashford, Chief Engineer.
Bei den anderen Herren handelt es sich um führende Mitarbeiter der Bereiche Technik, Styling und Entwicklung.

 

ROVER SD1 - Zeittafel der Entwicklungsphase

März 1969
ROVER erteilt die Freigabe zur Entwicklung des Projekts "P10" als Nachfolger der Baureihe "P6".

März 1970
Entwicklung des "P10" als Vier- bzw. Fünfsitzer mit großer Heckklappe. Es entstehen auch Entwürfe für eine viertürige Limousine und ein zweitüriges Coupé.

Juni 1970
Die "P10"-Entwurfszeichnungen werden an die Konstruktionsabteilung zur Ausarbeitung übergeben.

Februar 1971
Das Projekt nimmt Gestalt an - David Bache erstellt sechs maßstäbliche Tonmodelle, davon fünf mit großer Hecktür, eines mit Stufenheck,
Nach der Zusammenlegung von ROVER und Triumph wird das Projekt in "RT1" ( = Rover Triumph 1) umbenannt - es soll jetzt auch die Triumph-Baureihe 2000/2500 ersetzen.

April 1971
Das Projekt wird erneut umbenannt - es heißt nun "SD1" ( = Special Division 1). Die Pläne für die viertürige Limousine und das zweitürige Coupé werden zugunsten der fünftürigen Fließheckvariante mit hinterer Starrachse verworfen.

Mai 1971
Eine erste Ausstattungsliste für das Projekt "SD1" wird vorgelegt.

Juli 1971
Der vorläufige Entwurf "A" wird von der British Leyland - Führung zum Bau von Prototypen freigegeben.

Dezember 1971
Das Tonmodell der abschließenden Außengestaltung ( Entwurf "B") wird von der BL-Führung für die Produktion freigegeben.

Februar 1972
Ein durchsichtiges Modell, das die Außen- und Innenraumgestaltung zeigt, wird von der BL-Führung abgenommen.

März 1972
Alle Zeichnungen der A-Variante sind fertiggestellt. Die Zeichnungen für den Karosserie-Rohbau werden in Angriff genommen.

Juli 1972
Der spätere Einsatz von Sechszylinder-Motoren wird beschlossen.

August 1972
Die Daten des abschließenden Entwurfs "B" werden an die Karosserie-Entwicklung weitergeleitet.

Oktober 1972
Die Entwürfe für die Innenraumgestaltung werden abgesegnet. Sie enthalten noch keine Details, so daß die frühen "B"-Prototypen nicht nach Detailzeichnungen, sondern nach groben Vorgaben ausgestattet werden müssen.

November 1972
Das Kunststoffmodell der "B"-Variante wird für Tests der Fahrzeugheizung in der Kältekammer eingesetzt.

Juni 1973
Der Bau der Preßwerkzeuge für die Karosserie beginnt. Vorgesehen ist, mit der Vorproduktion im Januar 1975 zu beginnen. Die Vorserienproduktion soll im März 1975 starten.

November 1973
Die späte Übergabe der Zeichnungen wird zum Problem - die Verfügbarkeit optionaler Extras und diverser Ausstattungsteile wird überprüft. Ziel ist eine Straffung des Zeitplans für das Basismodell.

Dezember 1973 / Januar 1974
Es sind Rückstände in der Fertigung einzelner Bauelemente entstanden. Ursache ist die Einführung der Drei-Tage-Woche bei BL. Der Bau einiger "B"-Prototypen verzögert sich.

Februar 1974
Wiedereinführung der normalen Arbeitszeit. Die Vorproduktion wird jetzt für November 1974 geplant, die abschließende Konstruktionsabnahme soll im September 1974 stattfinden.

März 1974
Ein Schnellschuß zur Entwicklung eines kostensparenden Zentralverriegelungssystems wird angestoßen.

April 1975
Der erste Wagen der Vor-Produktion wird gebaut. An und mit ihm sollen (kostensparende) Fertigungsmethoden entwickelt werden.

September 1975
Der erste Vorserienwagen durchläuft die Fertigung.

ROVER SD1 - Zeittafel der Veränderungen

ROVER SD1 3500 Pressefoto Juni 1976
Eines der ersten Pressephotos des ROVER 3500, Baureihe SD1, im Juni 1976.

Juni 1976
Die Baureihe SD1 wird mit dem Modell 3500 vorgestellt. Als Motor kommt der V8 mit 3528 ccm Hubraum und elektronischer Zündung zum Einsatz. Ansonsten gibt es eine 5-Gang-Hand- oder eine 3-Gang-Automatikschaltung, Einzelradaufhängung vorn, Starrachse hinten mit Niveauregulierung, Servolenkung und servo-unterstützte Bremsen - Scheiben vorne, Trommeln hinten. Der SD1 "3500" ersetzt offiziell den 'P6' 3500.

Oktober 1977
Die Modelle 2300 und 2600 kommen mit 6-Zylinder-Motoren von 2350 ccm bzw. 2597 ccm Hubraum auf den Markt. Serienmäßig sind beim 2300 ein handgeschaltetes 4-Gang-Getriebe (optional 5-Gang oder Automatik), beim 2600 ein 5-Gang-Getriebe (optional Automatik).

Oktober 1978
Das Modell 3500 erhält serienmäßig Sicherheitsgurte im Font, das Modell 2600 ist jetzt mit einer serienmäßigen Servolenkung ausgestattet.

Juli 1979
Der "V8-S" wird eingeführt. Er entspricht dem 3500, verfügt jedoch serienmäßig über Schiebedach, Sonnenschutzstreifen auf der Windschutzscheibe, goldfarbene Leichtmetallfelgen, Scheibenwisch-/Waschanlage für die Scheinwerfer, Klimaanlage so wie Kopfstützen vorne und hinten.

September 1980
Das Modell "V8-S" wird eingestellt. Die Baureihe umfaßt jetzt die Modelle 2300, 2300S, 2600S, 3500 SE und 3500 Vanden Plas. Die Ausstattung aller Modelle wird erweitert - neue Außenspiegel, überarbeitete Heizung und Belüftung usw. Der 2300S erhält serienmäßig Servolenkung, Zentralverriegelung und Samtpolster, der 2600S bekommt ein Schiebedach, elektrische Fensterheber, die Zentralverriegelung, automatische Niveauregulierung der Hinterachse und das überarbeitete 5-Gang-Getriebe, das auch alle handgeschalteten 3500er-Varianten bekommen. Der 3500SE kommt mit Leichtmetallfelgen, Halogen-Nebelscheinwerfern und Automatik-Sicherheitsgurten vorne und hinten. Der 3500 Vanden Plas wird serienmäßig mit Lederpolsterung, Tempomat, elektrischem Schiebedach, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln, Scheinwerferwaschanlage und bronzefarben getönten Scheiben rundum ausgestattet.

Januar 1982
Die Karosserie wird dezent überarbeitet: größere Heckscheibe mit Wisch-/Wasch-Anlage, bündige Frontscheinwerfer mit überarbeitetem Frontgrill. Der Instrumententräger wird ebenfalls überarbeitet.
Das Modell 2000 mit 1994 ccm - Vierzylinder (O-Series Motor) wird eingeführt. Die Ausstattung entspricht derjenigen des überarbeiteten Modells 2300. Die Technik aller Modelle entspricht den bisherigen Ausführungen, bei den Modellen mit V8-Motor wird die Gemischaufbereitung überarbeitet. Für alle Modelle - außer Vanden Plas - stehen wahlweise manuelle 5-Gang-Getriebe oder 3-Gang-Automatik-Getriebe zur Verfügung. Der Vanden Plas ist serienmäßig mit Automatik-Getriebe ausgestattet, mit dem manuellen 5-Gang-Getriebe als Option.
Die Modelle 2000 und 2300 haben jetzt schwarze Stoßfänger und Velours-Polster. 2300S, 2600S und 3500SE kommen mit Stahlschiebedach, weiter nach unten reichendem Frontspoiler und Zentralverriegelung. Die Modelle 2600S und 3500SE haben Nußbaumholz - Applikationen im Innenraum, der 3500SE zudem elektrisch verstellbare Außenspiegel. Die Vanden Plas-Ausstattung entspricht der bisherigen Ausführung, der Tempomat ist jetzt Serie.

Juni 1982
Das Modell 2400 SD Diesel Turbo mit italienischem 2393 ccm 4-Zylinder-Turbo-Diesel (von VM) und 5-Gang-Getriebe wird eingeführt. Die Ausstattung entspricht der des 2600S.

September 1982
Der 2600SE kommt in Großbritannien auf den Markt. Technisch entspricht er dem 2600S, die Ausstattung der des 3500 SE einschließlich Tempomat, Scheinwerferwaschanlage, Nebellampen, Leichtmetallfelgen und Velours-Polsterung.
Alle Modelle haben jetzt getönte Scheiben. Die Modelle 2000 und 2300 sind jetzt mit Zentralverriegelung ausgestattet. Der 2300S hat jetzt elektrische Fensterheber, elektrische Außenspiegel und Kassettenradio. Die Modelle 2400 SD und 2600S erhalten ebenfalls elektrische Fensterheber, dazu ein Kassettenradio mit zwei Lautsprechern. Die Modelle 3500SE und Vanden Plas werden wahlweise mit 5-Gang-Handschaltung oder 3-Gang-Automatik ohne Preisunterschied geliefert.

Oktober 1982
Das Modell Vitesse kommt mit einem 3528 ccm-V8 mit Benzineinspritzung und einer Leistung von 190 bhp, 5-Gang-Handschaltung, leichter Tieferlegung und Sport-Federung, variabler Servolenkung und innenbelüfteten vorderen Scheibenbremsen. Die Ausstattung entspricht der des 3500SE, zudem Heckspoiler, Radhausverkleidung, getönte Scheiben, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Trip Computer, Schiebedach, Sportsitze und Stereo-Kassettenradio.

August 1983
Beim 2300S ist das 3-Gang-Automatikgetriebe jetzt Standard, die 5-Gang-Handschaltung bleibt optional erhältlich.

Oktober 1983
Das Automatikgetriebe ist jetzt auch für das Vitesse-Modell erhältlich.

Juli 1984
Die Modelle 2600 und 3500 Vanden Plas ersetzen die bisherigen SE-Modelle. Das Modell Vanden Plas EFi kommt mit der Technik des Vitesse, jedoch ausschließlich mit Automatik-Getriebe und ohne Tieferlegung. Die Ausstattung ist sehr umfangreich: elektrisches Schiebedach, Tempomat, Lederausstattung und elektronisches Stereo-System. Die anderen Modelle werden mit elektrischen Fensterhebern, Stereo-Kassettenradio, neuen Samtpolstern, verstellbaren Lordosenstützen in den Vordersitzen, Walnußholz - Türeinlagen und Passagier-Haltegriffen aufgewertet. 2000 und 2300 bekommen außen Zierteile aus rostfreiem Edelstahl. 2300S, 2400SD und 2600S werden mit Leichtmetallfelgen, doppelten Zierlinien, speziellen Samtpolstern, Walnußholz-Türeinlagen, Zweiband-Stereo-Kassettenradio und Motorraumleuchten aufgewertet. 2600 und 3500 Vanden Plas erhalten Bordcomputer, Scheinwerferwaschanlage, ein verbessertes Stereo-System, Kopfstützen hinten und besondere Türapplikationen aus poliertem Walnuß-Holz. Die Vitesse bleibt unverändert - bis auf neue Holzapplikationen an den Türen und am Armaturenbrett.

Oktober 1984
An allen Modellen wird der Choke durch einen Mikroprozessor-gesteuerten Vergaser ersetzt. Die Modelle 2000 und 2300 erhalten elektrisch beheizte Außenspiegel, manuell bedientes Schiebedach, Scheibenwischer mit Intervallschaltung und ein 2-Band-Stereo-Kassettensystem mit vier Lautsprechern. 2300S, 2400 SD und 2600S sind jetzt mit elektrischem Schiebedach, elektronischem Stereo-Radiosystem mit vier Lautsprechern und neuen Samtpolstern ausgestattet. Die Vanden Plas - Ausführungen bekommen die Ausstattungserweiterungen der S-Modelle, zusätzlich ein 3-Band-Stereo-Kassettenradio und abweichende Samtpolster. Das Modell Vanden Plas EFi kann auf Wunsch ohne Preisminderung mit besonderem Samtpolster - anstelle der Lederpolsterung - ausgestattet werden. Die Vitesse kommt mit elektrischem Schiebedach, neuem Frontspoiler, seitlichen Karosserie-Anbauteilen und geänderter Seitendekoration - die bisherigen seitlichen Vitesse-Aufkleber entfallen.

Februar 1986
Neue Audio-Ausstattung von Philips.

Juli 1986
Die Modellpalette wird auf 2300, 2600 Vanden Plas und Vitesse reduziert - die neuen Rover 800er - Modelle sind da.

Februar 1987
Die Produktion der Baureihe wird eingestellt.

Anmerkungen
Was mit wenigen Modellen - 2300, 2600, 3500 - begann, wuchs Anfang der 1980er-Jahre durch mehrere Ausstattungsvarianten, die durch Buchstaben kenntlich gemacht wurden, zu einer breiten Palette an. Die Basis-Modelle ohne Zusatz, 'S' für Special, 'SE' für Special Equipment und 'Vanden Plas' als Top-Ausstattung.
Der 2300 blieb der 2300, der 2600 wurde zum 2600 S, der 3500 wurde zum 3500 SE, der 3500 V8-S wurde zum 3500 Vanden Plas.
Dazu kam der 2300 S - der 2300 mit der Innen-Ausstattung des 2600 S.
1982 kamen das Basis-Modell 2000, der Diesel 2400 SD, der 2600 SE und der 3500 Vitesse dazu. Die SE wurden zu den Vanden Plas weiterentwickelt.
Erstaunlich, daß der V8-S 1979 serienmäßig mit einer Klimaanlage ausgestattet war, während dies bei allen späteren Modellen wieder ein aufpreispflichtiges Extra wurde.

ROVER SD1 - Der Erlkönig in Norwegen

1974 wird in Norwegen der Prototyp eines SD1 "erwischt". Er wird fälschlich als Nachfolger der Sportwagenmodelle von Triumph angesehen.

Am 13. April 1974 veröffentlicht die Zeitschrift "Auto, Motor und Sport" (Ausgabe 8/74) dazu folgenden Text:

"Im hohen Norden erprobt British Leyland einen neuen Sportwagen. Als das gründlich getarnte Auto nach Testfahrten in Hammerfest auf ein Schiff verladen wurde, um den Heimweg nach England anzutreten, gelangen dem Fotografen (Moberg) mehrere Bilder, auf denen trotz der voluminösen Blechverkleidungen an Bug und Heck zu erkennen ist, um was es sich handelt: Das 2+2-sitzige Coupé mit den nach Mercedes-Vorbild gerippten Heckleuchten wird unter der BLMC-Marke Triumph gebaut werden und gleichzeitig die beiden letzten klassischen Roadster dieser Firma ablösen. Mit Motoren zwischen voraussichtlich 1,3 und 2,5 Liter Hubraum tritt der neue Triumph die Nachfolge des Spitfire, des TR6 und des GT 6 Coupés an - wann es soweit sein wird, steht allerdings noch nicht fest."

Entweder stimmte die Recherche nicht oder man hat die Presse ganz bewußt "geleimt". Jedenfalls ist - im Nachhinein - ganz deutlich zu erkennen, daß es sich um einen SD1 handelte.

SD1 Erlkönig

Trotz des blechernen Überbaus ist die Motorhaube des SD1 mit dem charakteristischen Lufteinlaß gut zu erkennen. Auch die Windschutzscheibe ist typisch SD1.

SD1 Erlkönig

Der Heckabschluß mit den geriffelten Rückleuchten - schon ganz SD1. Der Dachgepäckträger stammt vom P6, für den er seinerzeit eigens entworfen war.

SD1 Erlkönig

Von der Seite kann man die Linie des SD1 schon deutlich erahnen. Sogar die Lage der Radio-Antenne auf dem linken vorderen Kotflügel ist schon ganz seriennah.

 

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