ROVER SD1 3500

Tests und Berichte

AMS 17/1977

 
Unter dem Titel
"Rover Drive, Exclusive englische Schrägheck - Limousine mit Achtzylinder - Motor und Fünfgang - Getriebe"
testet Auto, Motor und Sport den Rover SD1 3500.

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Der von Auto, Motor und Sport getestete ROVER 3500, Baureihe SD1

Bei der Entwicklung der neuen Limousine, die im Dezember 1971 begann, hatte sich das Rover-Team unter der Leitung von Cheftechniker Spencer King, der auch den ehemaligen Rover - Gasturbinenwagen entwarf, ein klares Ziel gesetzt: Der Neue sollte eine hohen Ansprüchen genügende Reise-Limousine werden, sich aber gleichwohl durch möglichst weitgehende technische Einfachheit auszeichnen und deshalb billiger zu produzieren sein als das ungewöhnlich aufwendig konstruierte Vorgänger-Modell. Daß dieserart gespart werden sollte, ist dem Rover allerdings nicht anzusehen. Obwohl die meisten Betrachter in der kompakt wirkenden und auch tatsächlich nicht sonderlich großen Limousine keinen Achtzylinder mit immerhin 3,5 Liter Hubraum vermuten, läßt die eigenwillige Karosserieform keinen Zweifel daran aufkommen, daß man es nicht mit einem billigen Großserien-Auto, sondern mit einer höchst individuellen Erscheinung zu tun hat."

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Nebelscheinwerfer gehören zur Serienausstattung des Rover 3500

Es steckt, vor allem bei der Frontpartie, ein Schuß Ferrari in dieser Karosserieform, und Styling-Chef Bache fühlt sich auch keineswegs gekränkt, wenn man ihn auf Ähnlichkeit. mit dem Ferrari GTB 4 hinweist. Er räumt gelassen ein, daß er sich teilweise an diesem italienischen Sportwagen orientiert hat."

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Schalenförmige Sitze, Gurtbefestigung am Sitzrahmen

Auch im Innenraum ist nichts von dem zu finden, was hierzulande als typisch englisch gilt. Die Verwendung von Leder beschränkt sich auf die Ummantelung des Lenkradkranzes, die leicht schalenförmig gepolsterten, guten Seitenhalt bietenden Sitze sind dagegen mit Stoff bezogen, der im Sommer wie im Winter angenehmere Eigenschaften aufweist als gegerbte Tierhaut. Platz ist dank des langen Radstands genügend vorhanden."

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Reichlich Knieraum im Fond

Der Knieraum vor den Rücksitzen übertrifft beispielsweise eindeutig das, was bei den äußerlich sogar etwas größeren „kleinen" Mercedes-Modellen geboten wird, und auch an den Platzverhältnissen vorn gibt es nichts auszusetzen."
 

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Die Bedienungselemente sind bis auf wenige Ausnahmen praxisgerecht angeordnet.

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Nach Mercedes-Vorbild: gerippte, schmutzabweisende Heckleuchten.

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Die Rücksitzlehne kann umgeklappt werden.

Das Fassungsvermögen des durch die große Heckklappe gut zugänglichen Kofferraums fiel mit 388 Litern indessen etwas zu bescheiden aus — ein Mangel, der auch nicht ganz dadurch wettgemacht wird, daß die umklappbare Rücksitzlehne auf Wunsch für die Staukapazität eines Kombiwagens (756 Liter), aber eben auch für Zweisitzigkeit sorgt."

ams-Testwagen 1977 Rover SD1 3500
Niedertourig und sehr sparsam: Leichtmetall-V8.

Seine Sonderstellung innerhalb der 25 000 Mark-Klasse verdankt der Rover nicht nur dem speziell in der Bundesrepublik exclusiven Markennamen,sondern auch der Tatsache, daß unter seiner flach abfallenden Motorhaube immerhin acht in V-Form angeordnete Zylinder am Werk sind.
Das schon im Vorgänger verwendete und ebenfalls im Range Rover eingebaute Leichtmetall-Triebwerk, ursprünglich eine amerikanische Buick - Entwicklung, erfuhr für die neue Limousine einige Modifikationen, um Leistung und Drehzahlfestigkeit zu erhöhen. Größere Ventile steigerten zusammen mit einem geänderten Saugrohr und neuen Kolben die Leistung auf 157 PS (115 kW) bei 5250/min, stärkere Ventilfedern erlauben es nun, den Achtzylinder kurzfristig bis 6000/min (bisher 5200/min) zu drehen.
In der Praxis erweist sich allerdings gerade dies als vollkommen überflüssig. Denn einmal läßt sich der Motor so viele Kurbelwellenumdrehungen nur mühsam abringen, und zum anderen hat er sie auch gar nicht nötig. Schon unten herum nämlich geht es kräftig zur Sache: Der elastische Achtzylinder, der seinen Drehmomentbestwert von 28,5 mkg bei nur 2600/min erreicht, begnügt sich selbst bei zügiger Fahrweise mit 2000 bis 4000/min, wobei er weich und nervenschonend leise läuft.
Selbst beim vollen Beschleunigen lohnt es sich deshalb nicht, bis zur Drehzahlgrenze zu gehen - die besten Meßwerte wurden denn auch erzielt, wenn man bereits bei 5600/min in den nächsthöheren Gang schaltete. Diese Werte bescheinigen dem Rover zweifellos sportliches Temperament: Der Testwagen beschleunigte in 9,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und war nach 26,4 Sekunden bereits auf 160 km/h."

Auf einen Blick
Anspruchsvolle englische Limousine mit hohem Individualitätswert, geräumiger Karosserie und ausreichend großem, gut zugänglichem und variablem Kofferraum. Gute Übersichtlichkeit, reichhaltige Serienausstattung, Verarbeitung jedoch nicht in allen Punkten befriedigend. Bequeme Sitze, übersichtliche Bedienung. Laufruhiger, elastischer Achtzylinder-Motor, exakt schaltbares Fünfganggetriebe. Sehr gute Fahrleistungen, für die Hubraum- klasse ungewöhnlich niedriger Benzinverbrauch (12,7 L Super/100 km). Sichere Fahreigenschaften, Standfestigkeit der Bremsen unbefriedigend. Insgesamt befriedigender Federungskomfort, gute Handlichkeit."

 

© 2021-2025 by ROVER - Passion / Michael-Peter Börsig